26.10.2016 / Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart Die Revision der Sanierung?
An vielen herausragenden Objekten des Neuen Bauens wie dem Bauhausgebäude in Dessau, der Stuttgarter Weißenhofsiedlung oder der Villa Tugendhat in Brünn sind in den 1970/80er Jahren erste grundlegende und häufIg denkmalpflegerisch ambitionierte Sanierungen durchgeführt worden. Diese basierten zumeist auf bauhistorischen Recherchen und Voruntersuchungen, deren Erkenntnisse in die Sanierungskonzeption mit einflossen. allerdings fehlten oft Erfahrungen im Umgang mit den Materialien und Konstruktionen der 1920er Jahre sowohl in technischer als auch in gestalterischer Hinsicht. teilweise führten modernisierungsmaßnahmen zu einem Verlust an Originalsubstanz und vermeintlich bessere technische Details zu neuen konstruktiven Schäden. Zusätzlich gaben – besonders bei den Siedlungen – die Nutzungsbedürfnisse der Bewohner oder die finanziellen Bedingungen der Besitzer immer wieder den Handlungsrahmen vor.
Nun sind auch diese Sanierungen in die Jahre gekommen und viele der Gebäude standen und stehen in den letzten Jahren wiederum im Fokus denkmalpflegerischen Handelns. Im Mittelpunkt der Tagung steht daher die Frage, inwieweit die Maßnahmen der 1970/80er Jahre heute selbst als eigenständige und erhaltenswerte Zeitschicht zu verstehen sind, prägen doch deren Ergebnisse bis heute unser Bild von der moderne. Die rückbauten, Erneuerungen oder Teilrekonstruktionen folgten häufig der erklärten Intention, im Sinne der ursprünglichen Architekten zu handeln und waren jedoch selbst häufig auch ein Ausdruck des jeweiligen Zeitgeschmacks. Die Strategien des Umgangs mit diesen jüngeren Schichten sollen an wichtigen Bauten der Moderne im In- und Ausland vorgestellt, diskutiert und bewertet werden.
Ausgangspunkt für die Tagung ist der Abschluss eines bauhistorischen und denkmalpflegerischen Forschungsprojekts des Landesamtes für Denkmalpflege Baden-Württemberg zur Weißenhofsiedlung in Stuttgart, dessen Ergebnisse im rahmen der Tagung erstmals vorgestellt werden.
DENKMALPFLEGE IN ZWEITER GENERATION AN OBJEKTEN DES NEUEN BAUENS